Zustandsbewertung von Asbestzementrohren - in der Trinkwasserverteilung
Asbesthaltige Produkte dürfen seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr verwendet werden. Dieses Verbot gilt allerdings nicht für bereits in Betrieb befindliche Rohrleitungen aus Asbestzement (AZ-Rohre) in der Trinkwasserversorgung. Daher sind auch in Deutschland noch tausende Kilometer dieser Rohre in Betrieb. Bei einzelnen Wasserversorgern beträgt der Anteil sogar noch über 60% des Rohrnetzes, so dass Kenntnisse über Zustand, Alterungsverhalten und Schadenswahrscheinlichkeit von AZ-Rohren sowie werkstoffspezifische Einflüsse auf Stabilität und Tragfähigkeit zur Einschätzung der Integrität des Netzes von großer Bedeutung sind.
Das geschätzte Durchschnittsalter der AZ-Rohrnetze in Deutschland liegt bei deutlich über 60 Jahren. Da im Allgemeinen davon ausgegangen wird, dass die technische Nutzungsdauer von AZ-Rohren bei 70 bis 80 Jahren liegt, nähert sich somit ein Großteil der Rohre dem Ende der prognostizierten Nutzungsdauer, mit der Konsequenz eines erhöhten Rehabilitations- und damit Investitionsbedarfs.
Im Rahmen des DVGW-Forschungsvorhaben AZ-ZAR wurde eine Methode zur Zustandsbewertung von AZ-Rohren und -Muffen erarbeitet, auf dessen Basis die Schadenswahrscheinlichkeit und Restnutzungsdauer abgeleitet werden können. Es wurde eine Wichtung der Einflussfaktoren zur Zustandsverschlechterung der AZ-Rohre erarbeitet sowie Schwellenwerte und kritische Stabilitätsgrenzen definiert, die die Integrität der AZ-Rohrnetze beeinflussen. Mit der erarbeiteten Methode ist es möglich, Instandhaltungsstrategien nicht nur ereignis- oder altersbasiert, sondern zustandsbasiert auszurichten. In der Vergangenheit waren die Möglichkeiten hierfür sehr eingeschränkt, da die entsprechenden Konzepte zur systematischen Bewertung des technischen Zustandes dieser Rohre fehlten.
In diesem Seminar soll das Konzept der Zustandsbewertung von AZ-Rohren erläutert und vertieft werden. Zusätzlich wird auch das Thema Asbestfasern im Trinkwasser aufgegriffen, welches in Deutschland nicht eindeutig geregelt ist und somit immer wieder teils kontrovers diskutiert wird.